geschichtlich relevante Ereignisse und Personen die auch in der nationalen Presse erwähnt wurden....

 

 

Index:

Geschichte vom Kohlebergbau; Blutiger Februar in Holzleithen; Pöschlaner Sekte in unserer Gemeinde;

Thomas Bernhard; Barbara Prammer;

 

Bergbau im Hausruck

 

Geschichte:

1760 wurde erstmals Braunkohle in Wolfsegg zufällig entdeckt, als der Bierbrauer Johann

Georg  Mayr den Kuhstall erweiterte und durch eine höhere Mauer gegen den Berg schützte.

Die Kohle wurde damals meist zur Fundierung von Gebäuden und zur Ausmauerung von Brunnen verwendet und nur vereinzelt als  Brennmaterial.  Es gibt heute noch alte Häuser im Hausruck, die mit Kohlenplatten fundiert sind.

1757 wurde die oberösterreichische Kammer von Kaiserin Maria Theresia  beauftragt, zu prüfen, ob Kohle in hinlänglicher Quantität und Qualität  zu finden sei. Es wurde darauf hingewiesen dass die Verwertung schwierig sei und unzulängliche Transportmöglichkeiten bestehen.

1785 wurde in Kohlgrube ein Versuchsstollen angeschlagen und in Geboltskirchen ein Tagebau eröffnet.

1794 Beginn des planmässigen Bergbaus durch das Obersalzamt Gmunden.

Der Barbara Stollen wurde angeschlagen und es entstand die Bergwerkskolonie Kohlgrube.

Die Kohle aus dem Hausruck sollte die Holznot im Salzkammergut mindern, da für die Befeuerung der Sudpfannen für die Salzgewinnung in Ebensee Unmengen von Holz gebraucht wurden.

1805-16 Durch  Kriegsereignisse in den Jahren kam der Bergbau  fast  zur Gänze zum  Erliegen,  da die Grenze zu Bayern am Hausruckkamm verlief.

1813 Johann Weidinger zu Thomasroith erwirbt einen kleinen Bergbau in Kalletsberg und betreibt in mit seinem Sohn bis ca 1857.

1835 ging der Kohlenbergbau samt der Herrschaft Wolfsegg mit Schloß an Graf Saint Julien über.

1842 veranlaßte eine Gruppe um den Wiener Industriellen Alois Miesbach geologische Aufnahmen im  Hausruck. Es ergaben sich heftige Konkurrenzkämpfe gegen kleinere Bergbauunternehmer   („das war der sogenannte Bauernbergbau“) im westlichen Hausruck.

1847- 49 Das Thomasroither Bergbaurevier wird durch die Traunthaler Gewerkschaft des Baron Rothschild erschlossen. Eine Pferdeeisenbahn nach Attnang wird gebaut und der erste Teil der Bergarbeitersiedlung wird errichtet.

1850-1855 Zuzug von Arbeitern aus Böhmen

1855 erhielten Graf Saint Julien, Alois Miesbach und Baron Rothschild die Bewilligung  zur  Gründung  einer  einer Aktiengesellschaft mit der Bezeichnung Wolfsegg Traunthaler Kohlenwerks und Eisenbahngesellschaft.

1960 Von Beginn an hatte der Hausruckbergbau mit den ungünstigen Verkehrsverhältnissen zu kämpfen.

Das änderte sich schlagartig, als die Kaiserin Elisabeth Bahn, die heutige Westbahn eröffnet wurde.

1876-1879 wurde die Kronprinz Rudolf Bahn, von Stainach -Irdning über Attnang nach Ried und Schärding gebaut, welche den Hausruck in ein Ost - und Westrevier teilte.

Von Thomasroith nach Holzleithen wurde eine Flügelbahn erbaut.

1872 Die Förderung der Braunkohle stieg rasch an, auf 322000 Tonnen im Jahr. Die Beschäftigten nimmt im selben Jahr von 500 auf 1265 zu.

1872 erwarben der Steyrer Industriepionier Josef  Werndl und der Initiator der Kronprinz Rudolf Bahn,

Ritter von Aichinger die  Gesellschaft. Unter  Werndl nahm der Betrieb einen großartigen Aufschwung,

1911 geht das Unternehmen an ein Konsortium über, das aus mehreren Banken und Industriellen bestand. Es erhält den Namen Wolfsegg Traunthaler Kohlenwerks A.G.

1914 - 1918  Der 1.Weltkrieg und die Wirtschaftskrise in den 30iger Jahren brachten schwere Rückschläge für den Bergbau und bremste die Modernisierung der Werke. Es gab große Probleme durch den Mangel an Arbeitern, Gerätschaft, Sprengstoff und Nahrung.

Doch erkannte  man damals auch die eigentliche Bedeutung des Hausruckbergbaues als heimische vom Ausland unabhängige Energiequelle.

1919 kam es zu einer Beteiligung des Staates und des Landes Oberösterreich, die Direktion kam in der Folge nach Linz.

1920 Bau einer Schmalspurbahn von Thomasroith zum neu erschlossenen Tagebau Kalletsberg und Bau einer 3 km langen Förderbahn von Holzleithen zu den Bergbaubetrieben nach Simmering und Rackering.

 

1922 Errichtung einer Sortieranlage in Thoimasroith.

1924-1927 Erschliessung der Kohlenlagerstätten Ampflwang, das zum neuen Zentrum des Hausruckbergbaus wird. Kleinere Betriebe wie Holzleithen werden in den folgenden Jahren aufgelassen und die Bergleute in anderen Gebiete eingesetzt.

1934 Bürgerkrieg in Österreich. In der Nähe von Thomasroith, am Eisenbahntunnel am Hausruck und um das Arbeiterheim in Holzleithen wird heftig gekämpft. Insgesamt verlieren 16 Menschen bei den Kämpfen im Hausruckgebiet ihr Leben.

1935 Einstellung des Güterverkehrs auf der Bahnlinie Thomasroith- Holzleithen.

1939-1945 Zweiter Weltkrieg. Durch den Einsatz von moderneren Methoden und Maschinen und mit Hilfe von Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen kann die Kohleförderung auf 850000 Tonnen gesteigert werden. Die Bergwerksanlagen werden von den Kriegseinwirkungen verschont.

1946 Verstaatlichung des österreichischen Bergbaus. Durch den Wirtschaftsaufschwung herrscht eine große Nachfrage nach Kohle.

1952 Die Wolfsegg  Traunthaler Kohlenwerks AG. hatte in der Nachkriegszeit einen Höchststand von etwa 3200 Beschäftigten.

1963 Mit 1.035000 Tonnen wurde der absolute Höchststand des Kohlenabbaus im Hausruck erreicht.

Ab 1963 ging es mit dem Kohleabbau ständig bergab. Gründe waren das immer billiger werdende Erdöl und Erdgas.

1966 Schließung des Ostreviers Kohlgrube und Gwschendt

1968 Stillegung des Betriebes Thomasroith. Die Bergdirektion bleibt aber weiter im Ort bestehen.

1973 u.1979 Die beiden Erdölschocks verlängern das Leben der WTK, da man wegen der Krisensicherheit auf heimische Energieträger nicht verzichten will.

1992 Die Bergbaudirektion wird von Thomasroith nach Ampflwang verlegt.

1995 Mit der Grube Schmitzberg wird der letzte untertägige Braunkohleabbau in Europa eingestellt. Damit geht eine 210 jährige Geschichte des Hausrucksbergbaus zu Ende.

1996 Die WTK wird von einem ehemaligen Geschäftsführer erworben.

Insgesamt wurden im gesamten Hausruckrevier zwischen 1785 und 1995 rund 67 Millionen Tonnen Braunkohle abgebaut.

Dabei verunglückten über 100 Bergmänner in Ausübung ihrer Tätigkeit.

Die bergmännische Tradition wird nach wie vor den Bergknappenkapellen und Bergknappenvereinen im  gesamten Kohlen Revier durch die ährlichen Barbarafeiern und sonstigen Ausrückungen bzw. Veranstaltungen aufrecht erhalten.

Quelle : Kohlenrevier Hausruck Karl Starke

 

Bergbauorte:

 

Thomasroith:

Die Ortschaft Thomasroith wurde erstmals 1484 als „Thamansreut“ erwähnt, aber nicht als Ortschaft sondern als Wiese. 1597 wurde in einem Urbar ein „Wolfgang aufm Thoman Guetel“ erwähnt und 1726 ist in einem Urbar der Herrschaft Wartenburg die Ortschaft als „Thames Roith“ mit drei Untertanen erwähnt.

Die weitere Entwicklung der Ortschaft war eng mit der Erschliessung der Braunkohlevorkommen im Hausruckgebiet verknüpft.

Als die Traunthaler Gewerkschaft zwischen 1847 und 1849 die Kohlenvorkommen begann zu erschliessen, waren die drei vorhandenen Häuser zu wenig um die Bergleute unterzubringen. Der Bau von Knappenhäuser war dringend notwendig.

 Nach der Gründung der Wolfsegg – Traunthaler Kohlenwerks-u. Eisenbahn Gesellschaft 1855 begann der planmässig weitere Ausbau der Siedlung (Kolonie), der dann 1875 weitgehend abgeschlossen war.

Neben dem Ortsplatz mit Direktion, Werksrestaurant und Schule wurde entlang der Herren-u.Kirchengasse eine Reihe von kleinen Wohnhäuser errichtet.

Diese Gebäude entsprachen dem zeitgeössischem Stil von modernen Arbeiterhäusern. Jede Familie hatte ein bis zwei Zimmer zur Verfügung und besaß zur Eigenversorgung einen Garten und die Möglichkeit zur Kleintierzucht.

Um die steigende Zahl der Bergarbeiter und ihre Familien unterbringen zu können, wurden 1871 und 1873 auch grössere Wohngebäude errichtet, die sogenannten Kasernen.

Im Jahr 1865 wurde von der WTKuEG eine einklassige Privatschule errichtet, an der in deutscher und tschechischer Sprache unterrichtet wurde.

1883 gab es 289 Schüler, die in 3 Klassenräumen untergebracht waren.

1953 übersiedelte die Volksschule in einen Neubau neben der Barbarakirche.

Zur besseren und günstigerenVersorgung der Bergleute mit Nahrungs-u. Gebrauchsgüter wurde 1869 ein Arbeiterkonsumverein gegründet.

Im Jahr 1889 wurde auch eine Badeanstalt eingerichtet, welche 1956 durch ein neues Bad ersetzt wurde.

Ein wichtiges Gebäude wurde 1926 fertiggestellt. Es war dies das Arbeiterheim, das zum Zentrum der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung im Ort werden sollte. Es wurde in Eigenregie von den Arbeitern errichtet und da es auch einen großen Saal hatte, wurde es zum Zentrum des  öffentlichen und politischen Lebens. Der Saal wurde auch als Kino genutzt.

Der Ortsplatz war bis 1938 eingezäunt und sein Betreten war nur den Angestellten der WTK erlaubt.

Der Ausbau der Ortschaft war 1875 abgeschlossen und in den folgenden Jahrzehnten wurden nur wenig Gebäude errichtet, darunter auch die Barbarakirche 1906, die von den Bergleuten gebaut wurde.

Erst nach dem zweiten Weltkrieg bis heute wurden zahlreiche neue Wohnhäuser gebaut. Trotz dieser Neubauten hat sich das Bild der planmässig errichteten Bergwerksiedlung nicht wesentlich verändert.

Der Südfeldstollen war der letzte Stollen der 1960 angeschlagen wurde. Er befindet sich in der Nähe des ehemaligen Brechers und wird heute als Schaustollen interessierten Besuchern gezeigt. Auch wurde der ehemalige Turm des WTK Gebäudes neben anderen Relikten des Bergbaus aufgestellt und bietet so ein monumentales Denkmal der Geschichte Thomasroiths.

 

 

Holzleithen:

 

1339 wurde Holzleithen zum erstenmal urkundlich erwähnt. Über eine Siedlung aus dieser Zeit ist nichts bekannt.

Erst durch den Bau der Kronprinz Rudolf Bahn 1877 wurde der Bergbau im Bereich von Holzleithen erschlossen. In der Bergbaukolonie wurde von der WTKuEG eine Reihe von Bergarbeiterhäusern errichtet, wodurch die Einwohnerzahl schnell anwuchs.

Damals waren in Holzleithen der Arco-Stollen und der Segengottesstollen in Betrieb. Neben dem Verwalter und 6 Aufsehern waren in Holzleithen und Hausruckedt  305 Arbeiter beschäftigt.

Bei der Projektierung der Bahnlinie war in Holzleithen nicht einmal eine Haltestelle vorgesehen. Der Bahnhof wurde erst gebaut, als man sich auf den Bau der Flügelbahn nach Thomasroith geeinigt hatte.

In Holzleithen baute man daraufhin ein Heizhaus, eine Drehscheibe, ein Stationsgebäude, ein Magazin und eine Verladerampe. Damit in Holzleithen auch die dort abgebaute Kohle verladen werden konnte, wurde 1879 eine Verladeanlage, bestehend aus Brecher, Sortieranlage und zusätzliche Geleise errichtet.

Ein Arbeiterheim wurde 1925 fertiggestellt und besaß auch einen eigenen Kino bzw. Theatersaal.

Nachdem Ampflwang das Zentrum des Hausruckbergbaus wurde, stellte man ihn aus Rationalisierungsgründen in Holzleithen um 1928 ein.

Die politische und wirtschaftliche Situation verschärfte sich aber in dieser Zeit und fand im Februar 1934 einen traurigen Höhepunkt, als es hier zu heftigen Kämpfen im Bürgerkrieg kam.

Diese Geschichte wird in einem eigenen Kapitel noch ausführlich erwähnt.

1974 wurde die Bahnmeisterei aufgelöst und seit 1994 ist der Bahnhof unbesetzt.

1892 wurde eine Musikkapelle gegründet (s.Vereine) und 1971 ein Musikheim  und 1987 ein Bergmannsdenkmal in Form eines Stollenmundloches mit einer Diesellok Typ Jenbach und zwei Grubenhunten errichtet.

 

Hausruckedt:

Die Ortschaft Hausruckedt wurde 1339 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Über eine Siedlung ist nichts aktenkundig. In den 1860-er Jahren wurde in Hausruckedt ein Bergwerk eröffnet.

1872 besaß die WTKuEG nur ein Haus in Hausruckedt.

Der Bergbau  erlebte erst mit dem Bau der Zweigbahn zur Kronprinz-Rudolf Bahn einen Aufschwung. In der Bergbaukolonie Hausruckedt errichtete die WTK eine Reihe von Bergarbeiterhäuser, in denen die Bergarbeiter Unterkunft mit ihren Familien fanden.

1890 wurde eine Bergbau-Betriebsleitung Hausruckedt erwähnt, der auch die Stollen in Holzleithen unterstanden. Damals waren in Hausruckedt der Charlottenstollen und der Prokopistollen in Betrieb.

Neben dem Verwalter und 6 Aufsehern waren in Hausruckedt und Holzleithen 305 Arbeiter beschäftigt.

Zu der Zeit gab es 4 Wirtshäuser im Ort, der 1901 abbrannte.

Der Betrieb in Hausruckedt wurde 1914 eingestellt, da man aus Rationalisierungsgründen die Zahl der Betriebsstätten reduzierte.

 

Mühlau:

Die Verladestelle Mühlau diente dazu, die Kohle die im Betrieb Waldpoint auf der gegenüberliegenden Seite des Hausrucks in der Gemeinde Ampflwang abgebaut wurde, verladen zu können. Die Kohle wurde ab 1892 durch den sogenannten Czediktunnel mit einer schmalspurigen dampfbetriebenen Grubenbahn nach Mühlau transportiert.

1910 waren hier 80 Arbeiter beschäftigt. Bis zu diesem Jahr wurde die Kohle nur ungebrochen und unsortiert verkauft. Um die Qualität der Kohle besonders für den Hausbrand zu verbessern, errichtete man in Mühlau eine Pendelsägenanlage.

Bis 1920 hielt man an diesem System fest, dann gab man es zugunsten der Zerkleinerung in Brecheranlagen auf. 1932 wurde in Thomasroith ein Brecher gebaut, der die Kohle dann aufbereitete. Um ein Umladen zu ersparen, legteman im Abschnitt Mühlau – Thomasroith Gleise einer Schmalspurbahn zwischen die Schienen einer Normalspurbahn.

Die Verladestelle Mühlau verlor aber entgültig an Bedeutung, als die neue imposante Brecheranlage in Buchleiten in Ampflwang ihren Betrieb aufnahm.

Von 1937 bis 1968 gab es noch auf der Schmalspurbahn Transporte von Thomasroith über Mühlau nach Ampflwang, bevor nach der Stilllegung 1968 die Gleise abgetragen wurden.

Nahe der Verladestation Mühlau entstand eine kleine Bergarbeitersiedlung, die im Volksmund „Barbarasiedlung genannt wird. Viele Bahntrassen und Geländeformen erinnern heute noch an den Bergbau in dieser Gegend.

Auf Hauptrasse verläuft der heutige Grubengeistweg nach Holzleithen.

 

Bergern:

Im Hausruck betrieb auch der Wiener Unternehmer Alois Miesbach Bergbau. Er brauchte Kohle für die Feuerung seiner Ziegelwerke am Wienerberg.

1839 begann er mit den Schürfungen im Hausruck. Sein wichtigster Bergbau war dann ausschliesslich der in Bergern.

Oberhalb von Bergern befand sich 1855 der Mariannenstollen mit einer Länge von 95m.

1923 wurde bei Bergern wieder ein Stollen angeschlagen, dem 1930 der Wassenbrunnerstollen folgte.

1932 wurde die Brecheranlage aus Thomasroith bei Bergern aufgestellt. Bergern war von den Kleinbetrieben der WTK die rationellste, da die Kohlenflöze bis zu 5m mächtig waren. Von Vorteil war auch die Nähe zur Eisenbahn, wodurch der Transport sehr kostengünstig war.

1942 wurde zwischen Bergern und Wiesing einje Förderbahn errichtet, durch die man den Wiesinger-Stollen östlich von Bergern erschloß.

Die Grube Bergern war bis 1948 in Betrieb.

 

Rackering, Simmering:

Nach dem Zerfall der k.u.k. Monarchie wurde der Mangel an Kohle immer mehr. Die heimischen Bergbaubetriebe konnten den Bedarf nicht decken, wodurch sich die Bundesbahndirektion Linz entschloß, Kohlevorkommen in der Nähe von Holzleithen in Eigenregie abzubauen.

Ab 1919 wurden 3 Stollen in Rackering, Simmering und Maria Leithen angeschlagen.

Zum Abtransport wurde eine Förderbahn errichtet, die 1920 in Betreib ging.

1923 pachtete die WTK die Bahn und den Bergbau und baute die restlichen Kohlebestände bis 1924 ab. Anschliessend wurde der Betrieb eingestellt und die Förderbahn abgetragen. Der Ertrag belief sich auf ca 50000 Tonnen.

 

Kleinere Abbaugebiete:

Zwischen 1847 und 1857 betrieb Josef Bruckmeyer aus Wolfsegg einen Kleinbergbau Nahe der Ortschaft Deisenham

Oberhalb von Deisenham besaß Alois Miesbach einen Stollen mit 29 m.

1855 wird auch ein Stollen oberhalb von Holzham erwähnt.

1930 wurde bei Walding der Antonistollen angeschlagen.

 

 Quelle: Buch Kohlebergbau Karl Starke Foto 5

 

 

Blutiger Februar Holzleithen 1934

 

Die Vorgeschichte

Die Februarkämpfe brachen nicht aus heiterem Himmel über Österreich herein.

 Bereits im März 1933 hatte Bundeskanzler Engelbert Dollfuß das Parlament ausgeschaltet. Im Zuge einer umstrittenen Abstimmung waren alle drei Nationalratspräsidenten zurückgetreten. Die Sitzung war somit unterbrochen und niemand konnte sie ordnungsgemäß fortführen. Die Regierung verhinderte wenige Tage später unter Mithilfe der Polizei den Versuch der Wiederaufnahme. Die parlamentarische Demokratie war somit abgeschafft.

Kanzler Dollfuß und seine Minister regierten in der Folge auf dem Verordnungsweg des kriegswirtschaftlichen Ermächtigungsgesetzes aus dem Jahr 1917.

Diese schränken die Rechte der Staatsbürgerin ein. Auch politische Gegnerinnen und Gegner bekamen das zu spüren. Im März 1933 löste das autoritäre Regime den militärischen Arm der Sozialdemokratie, den Republikanischen Schutzbund auf. Im Mai verbot sie die Kommunistische Partei, im Juni die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei. Daraufhin brechen im ganzen Land Kämpfe aus.

 

Die Zwangsmaßnahmen richteten sich in der Folge auch verstärkt gegen die Sozialdemokratie. Die autoritäre Führung ließ bis zum Februar 1934 führende Schutzbündler verhaften. Vor diesem Hintergrund sind auch die Ereignisse des 12. Februar in Linz zu sehen, als die Schutzbündler entgegen klarer Anordnungen ihrer Parteileitung das Feuer eröffneten. In der Folge brachen in den Wiener Arbeiterbezirken und einigen Bundesländern – hier vor allem den Industrieregionen der Steiermark und Oberösterreichs – Kämpfe aus.

Der erwartete Generalstreik, der das Signal zum landesweiten Aufstand der Arbeiterbewegung hätte sein sollen, blieb jedoch aus. Das Bundesheer, die Polizei und die paramilitärische Organisation der offen faschistischen Heimwehren kämpften mit voller Härte gegen die vereinzelten Erhebungen: In Wien beschoss das Heer Gemeindebauten sogar mit Artillerie. Bis 15. Februar war der Aufstand niedergeschlagen, mehr als 300 Personen waren tot. Neun Schutzbündler wurden nach standrechtlichen Urteilen hingerichtet, hunderte Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten inhaftiert. Ein letzter Schritt in die Diktatur

Die sozialdemokratische Parteileitung floh noch während der Kämpfe aus dem Land. Die Regierung Dollfuß verbot im Anschluss die Partei, Gewerkschaften und sozialdemokratische Organisationen. Alle Mandate sozialdemokratischer Politikerinnen und Politiker wurden aberkannt. Es gab somit keine nennenswerte Opposition mehr. Am 1. Mai erließ die Regierung die ständisch-autoritäre Verfassung. Damit war Österreich auch verfassungsrechtlich ein Staat ohne Parlamentarismus und Demokratie. Die Erste Republik existierte nicht mehr.

 

In Holzleithen

Nachdem es bereits am 12.Februar 1934 am Morgen in Linz und Wien zu tödlichen Auseinandersetzungen zwischen dem inzwischen verbotenen sozialdemokratische Schutzbund und dem Militär, Polizei und Heimwehr kam, versammelten sich die Schutzbundgruppen auch im Arbeiterheim Holzleithen.

 Bei Schiessereien vorerst in Thomasroith und dann beim besetzten Eisenbahntunnel zwischen Eberschwang und Holzleithen wurden drei Schutzbündler, unter ihnen ihr Führer Josef Skrabal, getötet. Am 13. Februar rückte dann das Militär gegen Holzleithen vor. Der Schutzbund räumte das Arbeiterheim und zog sich zur Redl-Alm bei Wassenbrunn zurück.

Zum Zeichen der Kapitulation wurden weiße Tücher aus den Fenstern gehängt. Als die Soldaten daraufhin ungeschützt auf das Arbeiterheim zugingen, wurde aus einem Hinterhalt das Feuer eröffnet und es kamen vier Bundesheerangehörige zu Tode.

Daraufhin stürmte das Militär das Arbeiterheim, in dem sich allerdings nur noch Frauen und Sanitäter aufhielten. Sechs Männer wurden auf Befehl des stellvertretenden Bezirkshauptmannes auf die Saalbühne gestellt und standrechtlich erschossen. Vier Schutzbündler starben dabei und zwei wurden schwer verletzt. Die Schutzbündler wurden von Ferdinand Fageth angeführt, der aber mit seinen Leuten nach dem Überfall flüchtete .

 

Am nächsten Tag, dem 14. Februar1934 war der bewaffnete Widerstand im Hausruck-Kohlerevier beendet.

Insgesamt verloren 16 Menschen bei den Kämpfen im Hausruckgebiet ihr Leben. Darunter auch die Soldaten Josef Schmoller, Kark Schmid, Bruno Bognermayr und Leopold Rauscher, denen ein Denkmal in Hausruckedt gewidmet ist.

 

Anm.: Dieses dramische Ereignis wurde auch vor ein paar Jahren vom Hausrucktheater in Kohlgrube unter dem Titel, Hunt oder der totale Februar eindrucksvoll inszeniert unter Mitwirkung von Autor Franzobel und Hauptdarsteller Karl Markovics und mit den vielen Laiendarstellern konnten sie sich auch über einen Nestroypreis freuen.

Quelle: Bezirkschronik Foto 1

 

 

 

Die Pöschlaner Sekte

 

Der Priester Thomas Pöschl wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts wegen zu fanatischen Auftretens von Braunau nach Ampflwang strafversetzt. Als Kooperator sollte er dort einfache Gemeindearbeit leisten. Stattdessen gründete er mit der „Gesichter“-Seherin Magdalena Sickinger eine Sekte. Primäre Ziele: Reinigung der sündhaften Bevölkerung, Bußaufgaben und die Vernichtung der Ungläubigen. Pöschl wurde nach Salzburg und dann nach Wien versetzt, für geisteskrank erklärt, inhaftiert. Die Verbindung zu seinen Anhängern riss dadurch jedoch nicht ab.

1812  Die " Pöschlianer " des Kaplans Pöschl aus Ampflwang ziehen mit Ihrer Sekte gegen den Katholizismus auch viele Ottnanger Bürger in Bann. In die Geschichtsbücher schaffte es " Polixenia Gstöttner ". Sie war die einzige Tochter des Webers in Bärnthal und stand als resolute Magd mit 20 Jahren beim Stix in Freundling zu Diensten.

 Nachdem alle führenden Pöschl Anhänger verhaftet wurden, trat Polixenia in ihre Fußstapfen und bezeichnete sich bald selbst danach als Priesterin und " Neue Mutter Gottes ".

 Polixenia hatte Talent und sie verbreitete die " Neue jüdisch - christliche Kirche " mit mehr Behutsamkeit und Ehrgeiz als ihre verhafteten Vorgänger - Pöschl, Haas, vlg. Schmiedtofferl, Jäger usw. Letztlich wurde aber auch Polixenia auf das Betreiben des Dechants von Vöcklabruck mehrmals verhaftet und kam durch die " Milde " des Landrichters immer wieder frei.

Kurz danach verließ sie jedoch den Hausruck, zog mit einem Flößer nach Wien, dort wurde sie wegen ihres " liederlichen Lebenswandels " wiederum verhaftet und drei Jahre in ein Arbeitshaus gesperrt. Auf höchsten Regierungsbefehl wurde Polixenia danach der Herrschaft Köppach ( ehemaliges Wasserschloß bei Atzbach ) zur weiteren Inhaftierung für ein Jahr im heute noch bestehenden Gefängnishaus unter der Gruftkapelle ( jetzt im Besitz der Walderdorff Familie - Simmering ) übergeben.

 Nach Absitzen ihrer Kerkerstrafe in Köppach zog Polixenia nach Linz, wo sich dann ihre Spur verliert. Der Weber Hof von Polixenias Eltern wurde auf Druck und Anweisung des Pfarrers von Ottnang sowie des Dechants aus Vöcklabruck verkauft und der Erlös der Kirche zugeführt. Vater und Mutter landeten später im Armenhaus und die einzige Tochter und Erbin, Polixenia ging vollkommen leer aus.

    Im Volksmund verbreitete sich danach ein Ausspruch, welcher bis etwa 1970 zu hören war:

    De Kira kassiat iwaroi - wia ba da Polixenia z`Berntoi.

    ( Die Kirche kassiert überall - wie bei der Polixenia in Bärnthal. )

 

1817: In diesem Krisenjahr kündigten Pöschlianer unter Führung des Ottnanger Bauern Johann Haas („Schmidtofferl“) den Weltuntergang an und führten Teufelsaustreibungen durch. Übergab sich ein Gefolterter nach Schlägen in die Magengrube, war ihm „der Teufel aus dem Leib herausgesprungen“.

Einer der extremsten Pöschlianer war der Gemeinderichter Josef Haas aus Vorderschlagen, der im Zuge einer brutalen Reinigungszeremonie, an der die Mehrzahl der Ortsbewohner betend teilnahm, seine Nichte regelrecht hinschlachtete.

Der Ottnanger Bauer Johann Haas, Schmidtofferl genannt, stand treu zu Thomas Pöschl, auch nachdem sich die Betgemeinschaft distanziert hatte. Er sah sich als Pöschls Stellvertreter und als Haupt der Apostel. Er glaubte der gereinigten Kirche vorstehen und die Juden in Prag bekehren zu müssen. Pöschl erfuhr davon und warnte seine Anhängerschaft, da er den Schmiedtofferl für hoffärtig, schwachsinnig und exaltiert hielt. Da schloss sich Haas erneut der Betgemeinschaft „Brüder und Schwestern von Sion“ an. Haas begann im Jahr 1817 in Ampflwang mit Reinigungsritualen und Teufelsaustreibungen. Er glaubte, dass vor dem Strafgerichte Gottes nur die Reinigung des Menschen, vorerst von bösen Gedanken und Begierden, dann vom Teufel in ihnen selbst bis letztlich nur eine Sühne durch ein Menschenopfer rette.

Schließlich wurde von einem der eifrigsten Reiniger und Anhänger des Schmiedtofferls, dem Bauern und Gemeinderichter gleichen Namens, Josef Haas in Vorderschlagen zum Tag, an dem das Gericht Gottes beginnen werde, ausgerufen. Georg Nöhammer, Auszügler in Vorderschlagen Nr. 7 und seine Familie waren als einzige Bewohner von Vorderschlagen keine Anhänger der Bewegung. Die Familie Nöhammer wurde in dieser Nacht von gewaltsam eingedrungenen fanatischen Sektenanhängern im eigenen Haus überfallen. Maria Nöhammer wurde in der Folge mit einer Axt erschlagen, Georg Nöhammer und seine Tochter Genovefa schwer verletzt.

Josef Haas hatte zuvor sein Patenkind Anna Maria Hötzinger, Ziehtochter des Weber-Aberl, ebenfalls in Vorderschlagen wohnhaft, damals 31 Jahre alt, aufgefordert, sich an seiner Statt für die Unreinen dem Herrn opfern zu lassen. Sie und ihre Zieheltern stimmten zu. Im Zuge einer skurrilen und brutalen Reinigungszeremonie, an der die Mehrzahl der Bewohner von Vorderschlagen teilnahmen, wurde danach Anna Maria Hötzinger, während die Anwesenden beteten, von Haas regelrecht hingeschlachtet und alles in seiner Wohnstube zertrümmert. Erst als die vom Sohn des zuvor überfallenen Georg Nöhammer alarmierten Ordnungskräfte erschienen waren, konnte diese schreckliche Raserei beendet werden. Im Zuge des danach entstehenden Volksauflaufes versuchten einige Anhänger der Irrlehre die Gefangenen und auch Haas zu befreien, worauf in die Menge geschossen wurde und mehrere Verletzte und ein Toter zurückblieben. Haas wurde mangels Zurechnungsfähigkeit strafrechtlich freigesprochen aber in Verwahrung genommen. Auch mit den anderen Gefangenen wurde in derselben Weise verfahren und alle nach einigen Monaten freigelassen.

Schlussendlich musste die Sekte von der Nationalgarde gewaltsam niedergeschlagen und aufgelöst werden.

Quelle: Bezirkschronik Vöcklabruck.

 

Anm.: Diese fürchterliche Geschichte war auch teilweise Thema des Films „das falsche Herz“ von Cajetan Jakob, der auch in unserer Gegend mit ein paar heimischen Statisten gedreht wurde.

Szenenfotos: Bettina Hutterer

 

 

 

Thomas Bernhard

 

Geboren wurde Bernhard 1931 als uneheliches Kind in den Niederlanden, wo seine Mutter damals als Haushaltshilfe arbeitete. Seine Kindheit verbrachte Bernhard in Wien, Seekirchen, Traunstein und Salzburg.
1965 erwarb Bernhard in Obernathal (Gemeinde Ohlsdorf) einen verfallenen Vierkanthof, zum Teil bezahlt mit Preisgeld des Bremer Literaturpreises für seinen Roman „Frost“. Einige Jahre später kaufte Bernhard ein altes Bauerngehöft auf dem Grasberg nahe dem Traunsee und 1972 ein abseits gelegenes Haus in Ottnang, wo er viele seiner Werke schrieb.


Das Anwesen In Ottnang hatte Bernhard durch Vermittlung eines Ohlsdorfer Realitätenhändlers in Niederpuchheim erworben. Das Hanspäun-Haus liegt abgeschieden am Waldrand und ist bis heute mit dem Auto, vor allem im Winter, schwer zu erreichen. Bernhard war von dem Haus angetan, da es ihm seine geliebte Einsiedelei ermöglichte.

Von seinem Schreibzimmer aus hatte Bernhard einen Blick auf das Schloss Wolfsegg, das in seinem Werk ab den 1970er Jahren einen immer größeren Stellenwert einnahm.
Passend zu seinem Ottnanger Haus, das im Jägerstil eingerichtet wurde, kaufte Bernhard  im Kaufhaus Haidinger-Weiß mehrere Jagdanzüge. Weil er nicht gerne Koffer packte, kaufte er sich vieles doppelt. Bernhard bat auch, im Lager nach alten Sachen stöbern zu dürfen. Er kaufte alte Schnaps-Stamperl oder Tonkrüge. Es durfte auf keinen Fall neue Ware sein.

Bereits einige Monate vor dem Kauf des Hauses hatte Regisseur Ferry Radax Bernhards Filmvorlage "Der Italiener" verfilmt. Als Haupt-Drehort wurde das Schloss Wolfsegg gewählt. Die Filmcrew übernachtete im Gasthaus Brandlhof, Maria Holzinger aus Puchheim spielte als Statistin mit. Zu sehen war damals auch die Bergknappen-Kapelle, die einem riesigen Trauerzug voranging. Gefilmt wurde das reale Begräbnis eines Bauern, der kurz vorher bei einem Arbeitsunfall ums Leben gekommen war. 1972 erhielt der Film den Adolf-Grimme-Preis.
Ein Naheverhältnis pflegte Bernhard zur Familie Schermaier. Alois Schermaier betreute zu Beginn das Haus in Ottnang, wenn Bernhard nicht in der Region war. Schermaiers Schicksal findet auch Aufnahme im Roman "Auslöschung". Der Bergmann und Kleinlandwirt hatte 18 Monate Naziterror in der Strafanstalt Garsten erlebt. Er erzählte Bernhard von dieser Zeit, der gespannt der Erzählung lauschte.
Als Helfer beim Bernhard-Haus löste ihn später Max Brandmair aus Kropfling ab.
Thomas Bernhard öffnete sich nur wenigen Menschen. Maria Holzinger, die den Literaten im Gasthaus Brandlhof bediente, führte mit ihm persönliche Gespräche. Sie erlebte Bernhard als empfindsamen Menschen.

Bernhard war vom Hausruck sehr angetan, sagt der Wolfsegger Bernhard-Kenner Franz Penninger: In "Auslöschung" erwähnt sein Protagonist Franz-Josef Murau die schönen Herbsttage und die Winterstille in den umliegenden Wäldern und Tälern. Oft sei Bernhard stundenlang am Wolfsegger Marktplatz auf einer Bank gesessen und habe den Leuten zugeschaut.

Der Thomas-Bernhard-Tourismus in der Region ist auch 30 Jahre nach seinem Tod intakt. Bis heute kommen Tagesgäste in jene Gasthäuser, in denen auch Bernhard gerne war und besichtigen das Schloss oder das Thomas-Bernhard-Haus. Wenn ich tot bin, machen sie noch immer ein Geschäft mit mir, sagte einst der Literat.

Quelle: Auszug aus den OÖ. Nachrichten Autor Peter Pohn

Anm.: Auch im Gasthaus Geßwagner in Ottnang war Thomas Bernhard oft als Gast.
In dem Roman "Auslöschung" sind sowohl die Wirtshäuser Geßwagner und Brandl und auch das Schloss Wolfsegg literarische Schauplätze und Bernhard erwähnt hier durchaus autobiographisch die Geßwagnerin und auch die Gäste, wie Arbeiter, Musikanten, etc. als bodenständige und lustige Leute.

 

 

Barbara Prammer

 

Barbara Prammer, geb. Thaller, 1954 bis 2014
Frauenministerin 1997-1999,
2006-2014 Nationalratspräsidentin und damit die erste Frau an der Spitze des österreichischen Nationalrates

Barbara Prammer wurde am 11. Jänner 1954 in Ottnang am Hausruck geboren. Die Politik lernte sie früh kennen. Ihr Vater war in der Kommunalpolitik aktiv. Ihre politischen Wurzeln hatte sie in der Jungen Generation der SPÖ. Früh machte sie sich – als junge Alleinerziehende wissend, wovon sie sprach – für das Recht der Frauen auf ein eigenständiges Leben stark.

Nach der HAK-Matura studierte Barbara Prammer Soziologie, anschließend war sie als Sozial- und Berufspädagogin im Beruflichen Bildungs- und Rehabilitationszentrum Linz – BBRZ (1986-1989) sowie als Frauenreferentin bei der Arbeitsmarktverwaltung (1989-1991) tätig. 1990 wurde Barbara Prammer Landesfrauenvorsitzende der SPÖ Oberösterreich.

1991 folgte der erste größere Schritt in die Politik, als sie in Oberösterreich Landtagsabgeordnete und Zweite Präsidentin des oberösterreichischen Landtages wurde. 1995 wurde sie Landesrätin für Wohnbau und Naturschutz, als erste Frau in einer oberösterreichischen Landesregierung.

Seit 1995 war Barbara Prammer stellvertretende Bundesparteivorsitzende der SPÖ. 1997 holte sie Bundeskanzler Viktor Klima als Frauenministerin in sein Kabinett. (1997-1999 war sie Bundesministerin für Frauenangelegenheiten und KonsumentInnenschutz.) Das war jenes Jahr, in das das erste Frauenvolksbegehren in Österreich fiel, welches Barbara Prammer – im Gegensatz zu Viktor Klima – selbstverständlich unterzeichnete.
Von 1997 bis 2009 war sie auch Bundesfrauenvorsitzende der SPÖ.

Barbara Prammer war eine der wenigen prominenten Vertreterinnen der SPÖ, die auch nach der schwarz-blauen Wende, die die Nationalratswahl 1999 mit sich brachte, in der Spitzenpolitik vertreten blieb: Sie nahm ihr Mandat im Nationalrat wahr und wurde am 16. Juni 2004 zur II. Nationalratspräsidentin gewählt.

Bei der Nationalratswahl vom 1. Oktober 2006 wurde die SPÖ zur mandatsstärksten Partei. Nach dem Wechsel Heinz Fischers in die Hofburg wurde Barbara Prammer am 30. Oktober 2006 zur I. Präsidentin des Nationalrats gewählt. Sie war damit die erste Frau an der Spitze des österreichischen Nationalrates. Die Öffnung des Parlaments, die Sensibilisierung von Jugendlichen für die Werte der Demokratie im Rahmen der Institutionalisierung einer „Demokratiewerkstatt“ waren ihr ein Herzensanliegen.

Mit klarer Konsequenz forderte Barbara Prammer die Beteiligung von Frauen auf allen Ebenen ein und setzte sie durch. Eine ihrer großen Stärken war es, jungen Frauen Mut zu machen, sich zu engagieren, sich einzumischen und sie dabei zu unterstützen. Im Zentrum ihres lebenslangen Engagements stand auch die klare Ansage gegen rassistische und rechtsextreme Umtriebe. Ihre Worte hatten Gewicht und Wirkung. Über Parteigrenzen hinweg wurde sie für ihre Arbeit geschätzt.

Trotz ihrer Krebserkrankung, die sie im September 2013 öffentlich machte, übte Barbara Prammer ihre Amtsgeschäfte bis Juli 2014 aus. Sie starb nur 60-jährig am 2. August 2014.

Quelle www.frauen.spoe.at  Foto 4  Willi Groiss

 

                                                                  2012 Verleihung der Ottnanger Ehrenbürgerschaft